Checkliste U9 (ab Schulkindalter)
Merkmale zur Früherkennung
Die unter Oberbegriffen aufgeführten Einzelmerkmale müssen nicht alle vorhanden sein, zum Teil schließen sie sich sogar aus. Es gilt jedoch, daß je mehr Merkmale (in allen Bereichen) gefunden werden, desto eher sollte an das Vorliegen einer autistischen Störung gedacht werden.
Wahrnehmung
- kratzt oder klopft, leckt an Gegenständen, Kleidung oder Personen
- fühlt, riecht oder klatscht an Objekten und Materialoberflächen
- verschafft sich Lichteindrücke (grelles Licht, Lichtreflexe), bewegt Dinge vor dem Gesicht
- lauscht auf spezielle Geräusche, überhört andere (laute) Geräusche, scheint taub zu sein
- scheint unempfindlich gegenüber Kälte-, Hitze-, Schmerz und unangenehmen Geschmacksreizen zu sein
- fügt sich schmerzhafte Reize zu (z.B. Kopf gegen harte Gegenstände schlagen, in Augen/Ohren bohren, Wunden aufkratzen)
- reagiert paradox auf Sinnesreize (z.B. Augen bedecken, bei Geräuschen, Ohren zuhalten bei Lichtreizen)
- kann sich nur schwer im Raum orientieren
- bleibt an Raumgrenzen (z.B. Teppichkante) stehen
- wehrt sich gegen das Tragen neuer Kleidung
- kann reale Gefahren nur schwer einschätzen
- hat Angst vor harmlosen Gegenständen oder Situationen
- schaut oft nur Teilabschnitte aus einem Film oder Werbung an, ist nicht am Gesamtfilm interessiert, erfasst Zusammenhänge nicht
- hat ein gutes Gedächtnis z.B. für Wege, Namen, Daten oder Texte
Spielverhalten
- nimmt nicht aktiv an Gruppenspielen teil; spielt lieber allein; benutzt andere Kinder beim Spielen als mechanische Hilfe
- hat ein großes Interesse an nicht-belebten Objekten
- zeigt wenig kreative und fantasievolle Aktivitäten, ist beeinträchtigt im sozial-imitierenden und "So tun als ob"-Spiel; hat ein geringes Interesse an Fantasiegeschichten
- spielt ungewöhnlich lang mit dem gleichen Spielzeug
- ordnet immer wieder Spielgegenstände (z.B. Figuren) gleichförmig an
- spielt gleichförmig z.B. mit Bindfäden oder Papierschnipseln
- beschäftigt sich intensiv mit einem Spezialthema, z.B. Dinosaurier, Geschichtsdaten
- sammelt seltsame Objekte (z.B. tote Insekten)
- zeigt selten Neugier auf neue Dinge
- will immer wieder die gleichen Lieder oder Melodien auf der Kassette hören
- lässt sich nur schwer aus seiner Gedankenwelt herausreißen
Sozialverhalten
- hat wenig oder keinen Kontakt zu anderen Kindern im Kindergarten, in der Schule oder in der Nachbarschaft
- nimmt unangemessen Kontakt zu anderen Kindern auf (ist aggressiv gegen Kinder oder Gegenstände, stört andere Kinder, macht deren Sachen kaputt)
- es fällt ihm schwer, die Gefühle anderer zu verstehen (reagiert z.B. nicht oder unsensibel auf den Kummer anderer)
- kann sich nicht gegen andere Kinder wehren
- hat kein oder ein ungewöhnliches Verlangen nach Trost in Situationen seelischer Not
- hat kein Verständnis für soziale Regeln
- lacht in sozialen Situationen oft unangemessen
- ist wenig sensibel für die Grenzen anderer Personen
- stellt häufig im Sozialkontakt stereotype Fragen
- hat Schwierigkeiten, in sozialen Situationen abzuwarten
- in Wettbewerbssituationen kann es nicht verlieren, will immer erster sein
- hat Schwierigkeiten oder ist unfähig, Handlungen von Personen zu imitieren, allenfalls mechanisch nach
- lehnt Körperkontakt ab, wenn es ihn nicht kontrollieren kann
- reagiert ängstlich oder aggressiv, wenn gewohnte Wege, Zeitpunkte oder Reihenfolgen nicht eingehalten werden.
- scheint wie unter Zwang auf Ordnung bedacht zu sein
- kann nur schwer freie, unstrukturierte Zeit gestalten
- benötigt häufig die Möglichkeit, sich zurückziehen zu können
- kann nicht lügen
Motorik
- verdreht Augen, Finger, Hände, Hals
- wedelt mit Armen, Händen oder Gegenständen
- Armflattern und Händeklatschen als Ausdruck emotionaler Erregung
- reibt seine Hände wie beim Waschen
- schaukelt oder wiegt sich hin und her
- wirkt meist extrem unruhig; nestelt und manipuliert häufig an Gegenständen herum
- wirkt meist extrem antriebsam, ist körperlich schnell erschöpft
- läuft unsicher, hat ein steifes oder staksiges Gangbild
- kann schlecht balancieren, hat ein unsicheres Gleichgewichtsempfinden
- kann nicht im Wechselschritt die Treppe heruntergehen, verhält sich bei vielen Handlungen unbeholfen (braucht z.B. Hilfe beim An- und Ausziehen)
Sprache
- Spricht nicht
- Ziehen, Reißen des Kommunikationspartners bei Willensäußerungen
- Benutzt wenig nonverbale Signale (wenig Gestik und Mimik)
- Kann gestische und mimische Signale anderer nur schwer verstehen
- hat eine schlechte Aussprache, stottert oder poltert gelegentlich
- hat eine auffällige Sprachmelodie (z.B. hoch, leise, schnell, verwaschen, singend)
- führt Selbstgespräche (flüsternd oder laut, auch in verschiedenen Rollen und Stimmen)
- singt Melodien, auch ohne die Liedtexte zu verstehen
- hat Schwierigkeiten, Mehrfachbedeutungen von Wörtern zu verstehen und Aufforderungen nachzukommen; reagiert mit mechanischen Wort- oder Satzwiederholungen
- hat Schwierigkeiten Fragen zu stellen oder zu beantworten
- benutzt vorwiegend Haupt- und Tätigkeitsworte (hat Schwierigkeiten bei der Benutzung von Für-, Verhältnis- und Bindeworten)
- Hat Schwierigkeiten Witz, Ironie, Sarkasmus u.ä. zu verstehen
Ess- / Trinkverhalten
- Bevorzugt bestimmte Speisen, Getränke, lehnt andere völlig ab
- isst auffällig, stopft, schlingt, schluckt nicht, kaut nicht
Weiteres
- schläft schlecht ein oder wacht zu früh auf,
- liegt stundenlang nachts wach ("braucht" wenig Schlaf)